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Schwänzen für den Klimaschutz?

„Why should I be studying for a future that soon may be no more, when no one is doing anything to save that future?“
Packende Worte und eine Frage, die man Greta Thunberg – 16-jährige schwedische Aktivistin – nicht mal eben so locker aus dem Handgelenk beantworten kann.
Und genau damit – mit ihrer neugierigen und gleichzeitig frechen Art – findet sie weltweit Zuspruch: Sie besucht schon seit Monaten freitags die Schule nicht mehr und demonstriert vor dem schwedischen Parlament, dass man sich konsequenter für den Klimaschutz einsetzen solle.
Das Verrückte an dieser banalen Idee? Alleine 30.000 Schüler/innen und Student/innen in Deutschland ziehen nach und bleiben am Freitag fern von der Schule, um für den Klimawandel zu kämpfen. Ähnliche Muster findet man u.a. auch in Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich und sogar in Australien.
 
Keine Frage! Der sogenannte „Fridayforfuture“ kommt bei den Jugendlichen an. Sehr gut sogar. Es handelt sich hierbei um ein Netzwerk aus jungen Menschen aus Deutschland, die freitags auf die Straßen gehen und dies über die sozialen Medien kommunizieren. Zusätzlich befürworten mittlerweile auch Stiftungen und Umweltverbände das Bündnis und bieten finanzielle Hilfe an.
Aber ist dieser „Öko-Freitag“ tatsächlich so spitze, wie man im ersten Moment denkt?
Jein.
Klar, im Allgemeinen ist die Grundidee nicht schlecht!
In den jungen Menschen steckt das „Ich muss die Welt retten“ - Gefühl. Sie sehen den Klimawandel als eine reale Bedrohung für ihre Zukunft.
Ihre.
Ihre eigene Zukunft.
Nicht die, der meist schon älteren Politiker. Sie fühlen sich nicht verstanden, wollen das Ruder selbst in die Hand nehmen.
Die Schüler/innen sollen Gegenvorschläge machen und das Vorgegebene nicht automatisch als richtig ansehen.
Sie sollen sich stärker und früher mit der Rolle der Zivilgesellschaft beschäftigen.
Sie sollen aktiv an der Demokratie mitwirken.
 
Aber ist dieses unentschuldigte Fernbleiben von der Schule der richtige Weg dafür?
Schauen wir uns hierfür zuerst an, wie die Schulen damit umgehen:
Einige Bundesländer halten das Teilnehmen an Demos während der Unterrichtszeit generell für unzulässig. Andere Schulen können selbst bestimmen, ob sie Einzelerlaubnisse erteilen. Weitere Schulen besuchen sogar klassenweise die Demo im Rahmen einer Praxisübung.
 
Man merkt: Was ein Aufstand für einen Aufstand!
 
Und man fragt sich gleichzeitig: Ist es das wert? Ist es nötig? Bringt das was? Kann man den Klimawandel dadurch stoppen?
Nein, natürlich nicht! Nicht jetzt. Nicht von heute auf morgen. Und auch nicht wenn halb Deutschland donnerstags und freitags schwänzen würde.
Es ist eher ein verzweifelter Hilferuf von den jungen Menschen. Sie wollen helfen, haben aber keine wirkliche Vorstellung davon wie. Also treffen sie sich, schwänzen für mehr Aufmerksamkeit und hoffen, dass das für die Politiker da oben als Warnung reicht.
 
Ob es dafür reicht? Das wird sich zeigen. Was für den Anfang aber schon mal reichen würde, wäre Aufklärung von Grund auf: Denn die meisten Schüler/innen wissen gar nicht, dass sie gegen etwas kämpfen, was sie zum größten Teil selber mitverursachen. Viele von ihnen kaufen Dinge, die sie nicht wirklich brauchen: Das allerneueste Smartphone, das günstige Shirt aus Indien, das Plastikbesteck und und und...
Wenn sich die Schule dafür einsetzen würde, dass diese Grundvorstellung von Klimawandel richtig verstanden wird, dann ist dem Planeten damit mehr geholfen, als mit dem ganzen Hin-und-Her wegen dem Fernbleiben vom Unterricht.
 
Das soll nicht heißen, dass die jungen Menschen nicht protestieren gehen sollen.
Nein.
Es ist wünschenswert und notwendig, dass sich Schüler/innen politisch engagieren und dafür auf die Straßen gehen. Dass sie dafür aber die Schule schwänzen, geht nicht! Demonstrieren kann man nach der Schule, an Wochenenden oder an freien Tagen!
Und was man immer machen kann?
Für den Klimaschutz kämpfen – selbst wenn man auf der Schulbank sitzt und gerade in den Apfel aus der Region und nicht in den frisch eingeflogenen aus Spanien beißt!

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